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Der Text heiligt den Titel

04.04.2024
Autorin: Eva Krüger

Ein Wort ist ein Wort. Erst das „Wie“ macht aus Worten einen lebendigen Text. In der Welt des geschriebenen Wortes fühlt sich eine besonders wohl: Wiebke Litschke von der Textagentur WIEwort aus Vechta. Sie selbst beschreibt sich gerne als „Schreiberling“ – obwohl sie sich ganz offiziell als Texterin, Journalistin und Autorin bezeichnen darf. 

Wichtigstes Arbeitsutensil Ihren Laptop nennt die Texterin auch liebevoll „das Schreiberding für den Schreiberling“. 

Es gibt Menschen, deren Lebensweg geht einfach geradeaus. Nicht so bei Wiebke Litschke. Ihr Werdegang besteht aus Kurven, Schlenkern und Sackgassen. Dabei war eine gewisse Faszination und Leidenschaft für Wörter schon früh zu erkennen. Der Apfel fällt schließlich nicht weit vom Stamm. Ihre Mutter Petra Hellmann gehört ebenfalls der schreibenden Zunft an und betreibt ein Presse- und Medienbüro in Vechta. Vielleicht wollte Wiebke Litschke deshalb schon als Kind Detektivin oder Autorin wie Astrid Lindgren werden. Über Umwege führten sie diese beiden Interessenspole schließlich nach einem Lehramtsstudium zu einem Volontariat am ifp, dem Institut für publizistischen Nachwuchs in München, und zu ihrer Ausbildungsredaktion in Köln. 

Vieles, aber nicht alles

Der erfolgreiche Abschluss ihres Volontariats im Sommer 2015 war der Startschuss für die Textagentur WIEwort, mit der sich die Jour­nalistin darauf spezialisierte, Worte in aussage­kräftige und wirkungsvolle Texte zu verwandeln. Mit einem tiefen Verständnis für Sprache liefert sie ihren Kunden von der Konzeption bis zur Umsetzung Texte, die klar, wirksam und „on point“ sind. In ihrem Arbeitsprozess analysiert die freie Texterin Sprache bis ins Detail und kann so ihren Schreibstil dem Kunden oder der Situation anpassen, um harmonische, „runde“ Texte zu erstellen. Sie versteht, wie man das „Wie“ in Worte bringt, sei es für Online- und Printmedien oder durch die Entwicklungen einer Markensprache mit Wiedererkennungswert. Sie findet den richtigen Ton und passt diesen der jeweiligen Zielgruppe an. „Ich schreibe. Viel und Vieles. Aber nicht alles.“, sagt sie über ihr breitgefächertes Portfolio. Ihre Dienstleistungen umfassen unter anderem die Erstellung von Texten für verschiedene Medienformate, von der klassischen Kampagne mit Anzeigen und Foldern bis hin zu Webseiteninhalten, Blogs, Newslettern, Corporate Publishing, Social-Media- und Pressetexten. Darüber hinaus bietet sie Übersetzungen und Lokalisierungen fremdsprachiger Texte an und hat grundlegende SEO-Kenntnisse, um sicherzustellen, dass die von ihr erstellten Texte nicht nur ansprechend, sondern auch suchmaschinenfreundlich sind.

It’s a family business

Als sich für den Sommer 2016 die Geburt ihres ersten Kindes ankündigte, zog es Wiebke Litschke „nach zehn Jahren im Exil“ gemeinsam mit ihrem Mann zurück in ihre Heimatstadt. „Ich habe in Bremen, Frankfurt und Köln, in Rom und Seoul gelebt – und bin über jede Station unendlich dankbar. Ich bin überzeugt, dass sich all meine Erfahrungen in meinen Texten widerspiegeln“, erklärt die Texterin, warum es für sie und ihre Persönlichkeitsentwicklung so wichtig war, nach dem Abi Vechta erst einmal den Rücken zuzukehren. Anfangs habe sie sich noch sehr gegen einen Umzug zurück ins Oldenburger Münsterland gesträubt: „Ich hatte große Sorge, beruflich nur noch die „Tochter von“ zu sein. Erstmal wollte ich mich selbst behaupten und keine Aufträge von oder über meine Mutter annehmen.“ Doch mittlerweile arbeiten Mutter und Tochter projektbasiert gerne, produktiv und auf Augenhöhe miteinander. „Manchmal ist das für uns beide immer noch komisch, weil sich die klassischen Mutter-­Tochter-Rollen verschoben haben. Ich musste mich sehr daran gewöhnen, Texte meiner Mutter zu redigieren und zu kritisieren“, erklärt die 39-Jährige das ungewöhnliche Familien-Co-Working. 

Das kann ja jeder

Mit Covid kam dann für die Freelancerin – wie für viele anderen auch – eine große Zäsur. In der Kreativbranche seien Texter oft das letzte Glied in der Kette. Plattitüden wie „Schreiben kann ja eigentlich jeder“ kennt sie zu genüge. Gerne zitiert sie dann Mark Twain: „Schreiben ist ganz leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.“ Und ergänzt dann augenzwinkernd: „Aber das kann dann doch nicht jeder.“ Dennoch brachen ihr mit dem Ausbruch von Corona reihenweise die Kunden und Aufträge weg. „Das war keine einfache Zeit. Zumal man sich in seiner Arbeit so wenig wertgeschätzt und sehr austauschbar fühlt.“ Doch rumsitzen und nichts tun kam für Wiebke Litschke nicht in Frage. Die neugewonnene Zeit nutzte sie, um eine Buchidee zu entwickeln und – nachdem sie einen Verlag gefunden hatte – auch umzusetzen. Im Dezember 2021 erschien dann im Trias Verlag ihr Werk „Erziehen mit Herz und Bauchgefühl. Wie Eltern sicher und intuitiv ihren eigenen Weg finden.“ In dem Erziehungsratgeber beschreibt sie, wie wichtig Bauchgefühl in der Erziehung ist und erklärt Wege, wie Eltern wieder intuitiver werden können. 

Stark durch Networking

Nach dem Erscheinen des Buches ging es dann Schlag auf Schlag. Eigentlich wollte die Neu-Autorin die folgende Zeit in die Vermarktung ihres Buches stecken. Doch per Zufall wurde sie auf ein Berliner Start-up aufmerksam. Gemeinsam mit einem internationalen Team entwickelte sie ein Corporate Publishing Konzept für ein Kundenmagazin und übernahm viele Teile der Unternehmenskommunikation sowie die Erstellung einer Guideline für die Markensprache des Unternehmens. Durch diesen Kunden begann sie auch über die Grenzen des Oldenburger Münsterlandes hinweg ein Netzwerk aus Medienschaffenden und Kreativen auf- und auszubauen. Zu ihren Auftraggebern und Kooperationspartnern zählen heute mittelständische Unternehmen, Start-­ups, NGOs und Agenturen aus der Region. Darüber hinaus arbeitet sie mit Kunden und kreativen Teams in ganz Deutschland, in Frankreich und in Großbritannien zusammen. Aber auch vor Ort in Vechta hat Netzwerken eine große Bedeutung für sie. Im Oktober 2022 schloss sie sich einem Vechtaer Freelancer-Netzwerk an. Obwohl es gar nicht so geplant war, gehören dem stetig wachsenden Netzwerk bislang nur Frauen aus unterschiedlichsten Branchen an, die eines gemeinsam haben: Sie alle sind selbstständig tätig. Sie treffen sich einmal wöchentlich, tauschen sich aus, geben sich Tipps und unterstützen sich gegenseitig: „Wir haben eine ganz tolle Dynamik in der Gruppe. Es gibt keinerlei Konkurrenzkampf, sondern vielmehr spannende Perspektiven und Kooperationen.“

Arbeiten zusammen Von links nach rechts: Karin Averbeck, Wiebke Litschke, Ulrike Behn. Kreative Frauenpower aus der großen Straße.

Symbiosen und Austausch 

Seit September 2023 hat sie ein Büro zentral an der großen Straße in Vechta in einer kreativen Bürogemeinschaft mit der Grafikdesignerin Ulrike Behn und der Mediengestalterin Karin Averbeck, die beide auch dem Netzwerk angehören. Die drei sind sich einig: „Es fühlt sich an wie Agentur – ohne Agentur zu sein. Jeder hat seine Rückzugsmöglichkeiten und trotzdem arbeiten wir super produktiv zusammen und können interdisziplinär gemeinsam Projekte realisieren.“ Durch die räumliche Nähe entstehen wertvolle Symbiosen und ein extrem kreativer Austausch: „Wir sind alle Freelancerinnen und gewohnt Einzelkämpferinnen zu sein – aber gemeinsam gewinnen wir ganz neue Möglichkeiten.“

Der neuste Mitarbeiter: KI

Dem aktuellen Thema „Künstliche Intelligenz (KI)“ steht die kreative Selbstständige relativ entspannt gegenüber. Sie informiert sich, bildet sich fort und entdeckt durchaus die Vorteile von KI, ohne sich bedroht zu fühlen: „KI arbeitet nicht gegen mich – sondern für mich. Mit den richtigen Eingaben und Befehlen, sogenannten Prompts, kann ich mir das Leben leichter machen. KI hilft bei lästigen Aufgaben und hat mir als einfach verfügbare Inspirationsquelle schon so manches Mal die Angst vor der leeren Seite genommen.“ Dennoch sei KI in ihren Augen keine Wunderwaffe: „Bislang konnte ich noch keinen einzigen Text eins zu eins übernehmen. Der Maschine fehlt die sprachliche Raffinesse. Wiederholungen und holprige Übergänge sind noch das geringste Übel. Wenn es um lin­guistische Herausforderungen wie krea­tive Wortspielereien und Markenwording geht, stößt die KI an ihre Grenzen.“ KI ist und bleibt eine Maschine, für die ein Wort nur ein Wort ist. Auch wenn es so wirkt, eine Maschine kann nichts Neues erzeugen, sondern nur schon Dagewesenes durch Algorithmen und verfügbaren Input zusammenfügen. Das „Wie“ von Worten kann künstliche Intelligenz nicht erfassen. Wiebke Litschke schon. 

Immer vorwärts lautet die Devise. Die Texterin, die ihre Leidenschaft zum Beruf machen konnte, hat noch einiges vor. „In meinem Kopf schwirrt noch die eine oder andere Idee, die zu Papier gebracht werden möchte.“ Denn in der Welt der Worte fühlt sich der passionierte Schreiberling immer noch am wohlsten.

www.wiewort.com 

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