Dienstleister

Messeplanung mit Know-How

24.04.2024
Autorin: Lisa Knoll

Die Friedrich Haug e. K. aus Molbergen kann auf fast 100 Jahre Erfahrung in der Messeplanung zurückblicken. Ein Aushängeschild des von Martin Vorwerk geführten Familienbetriebs ist seit zwölf Jahren die Jobmesse Oldenburger Münsterland. Für die dreizehnte Ausgabe 2024 laufen die Planungen bereits auf Hochtouren.

Sorgen mit der Friedrich Haug e. K. für perfekt organisierte Messen Projektleiter Norbert Schute-Lübken, Geschäftsführer Martin Vor­werk und Projektleiter Thomas Vorwerk (v. l.).

Martin Vorwerk und sein Team sind in der Region seit Jahrzehnten ein wertvoller Partner für die Planung von Job- und Reisemessen. Fest verwurzelt im Oldenburger Münsterland, reicht das Einzugsgebiet der Friedrich Haug e. K. heute von Aurich bis ins nordrheinwestfälische Greven.

1928 von Namensgeber Friedrich Haug in Karlsruhe gegründet und nach dem Krieg in Dortmund fortgeführt, kam das Unternehmen 1967 über Umwege in den Landkreis Cloppenburg. Das Kerngeschäft in den Anfangsjahren: Gewerbeschauen und regionale Verbrauchermessen. „Zu dieser Zeit war meine Mutter noch als Schreibkraft im Unternehmen beschäftigt. Später wurde sie zur Projektleiterin und übernahm 1989 die Geschäftsführung“, schildert Martin Vorwerk, der selbst bereits seit 35 Jahren bei Friedrich Haug tätig ist und das Unternehmen seit 2005 leitet. 

Die Veränderungen, die im Laufe der Jahrzehnte im Messegeschäft Einzug hielten, hat Vorwerk hautnah miterlebt. „Früher hat man die Blenden an den Messeständen noch mit ausgeschnittenen Styroporbuchstaben beschriftet“, erinnert er sich. Heute erfolgt die Standplanung nicht mehr per Vor-Ort-Begehung, sondern größtenteils digital. Trotz aller Veränderungen geht der 58-Jährige seinem Beruf noch immer voller Begeisterung nach und stellt sich der zentralen Herausforderung der heutigen Zeit: „Die Besucher wollen mehr als nur ein Aneinanderreihen der Stände. Sie wollen ein Erlebnis.“ Vorwerk gelingt das unter anderem durch ein attraktives Rahmenprogramm. Außerdem sind Anzahl und Qualität der Aussteller entscheidend. Es muss stets ein guter Branchenmix gewährleistet sein. „Man kann das Rad nicht neu erfinden, denn eine Messe bleibt immer eine Messe“, stellt er klar. „Aber man muss jedes Jahr versuchen, sich etwas Besonderes einfallen zu lassen, um die Besucher zu begeistern.“

Bandbreite an Messeveranstaltungen

Die Jobmesse Oldenburger Münsterland und die Messe Reise & Freizeit am Flughafen Münster/Osnabrück gehören fest in den Veranstaltungskalender bei Friedrich Haug. Außerdem wird es im Sommer 2024 erstmals auch in Aurich eine Jobmesse nach hiesigem Vorbild geben. Eine weitere regelmäßige Veranstaltung fällt hingegen etwas aus dem Rahmen: das Oldtimertreffen Cloppenburg – ein Zufallstreffer, wie Martin Vorwerk beschreibt. „Ein oldtimerbegeisterter Bekannter sprach mich vor fast 20 Jahren an, ob die Organisation dieser Veranstaltung nicht etwas für mich wäre. Ich habe dann gedacht: Warum denn eigentlich nicht?“ 2023 rollten bereits zum 17. Mal rund 1.000 historische Fahrzeuge zur zweitägigen Veranstaltung an, die immer im August stattfindet, dazu zahlreiche Teile-­Händler aus ganz Deutschland. Gut 7.000 Besucherinnen und Besucher kommen Jahr für Jahr. „Diese Veranstaltung ist ganz anders als das, was wir sonst machen. Vielleicht macht sie uns gerade deshalb so viel Spaß.“

Die Vielfalt ist es, die Martin Vorwerk bis heute an seinem Beruf schätzt – und auch in vermeintlicher Routine findet. Auch wenn er die Jobmesse Oldenburger Münsterland 2024 schon zum dreizehnten Mal organisieren wird, wird er dabei wieder Neues erleben, denn: „Jede Messe ist anders.“ Als die Jobmesse Oldenburger Münsterland 2011 ihre Premiere feierte, nahmen 100 Aussteller teil. 2023 hat sich die Anzahl mit 225 Ausstellern mehr als verdoppelt – ein Indikator dafür, dass die Jobmesse noch immer den Nerv der Zeit trifft. Ein festes Zuhause hat die Großveranstaltung im Landkreis Vechta bereits vor Jahren auf dem Stoppelmarktgelände gefunden. Im Landkreis Cloppenburg hat sich der ecopark in Emstek als würdiger Ersatz zur derzeit geschlossenen Münsterlandhalle erwiesen.

Ein Jahr Vorlaufzeit fürs Messeerlebnis

Die Arbeit an der Jobmesse beginnt ein gutes Jahr im Voraus. Kurz nach Messe-Ende bekommen die Aussteller des aktuellen Jahrgangs bereits die Unterlagen fürs nächste Jahr zugeschickt. „Wenn der erste Zugriff durch die aktuellen Aussteller erfolgt ist, gehen wir für die noch zu besetzenden Standflächen an die Akquise.“ Rund 2.500 Firmen gehören zum Netzwerk von Martin Vorwerk. Die Fluktuation ist stets gering, vor allem die großen Unternehmen der Region sind in jedem Jahr vertreten. Doch ganz gleich, ob Vorwerk den großen Marktführer oder den kleinen Familienbetrieb von nebenan am Telefon hat: „Alle Aussteller werden gleichbehandelt. Dieser Leitsatz galt bei uns immer schon.“ Und er wird auch auf alle externen Dienstleister wie Zeltbauer, Elektriker und Veranstaltungstechniker ausgedehnt. „Denn eine Messe wird nur dann zum Erfolg, wenn alle Rädchen im Getriebe funktionieren.“

Der Aufbau für die Jobmesse dauert eine gute Woche. Zuerst werden die Zelte aufgebaut, dann kommen weitere Gewerke, um die nötige Infrastruktur zu schaffen. Im Anschluss haben die Aussteller zwei Tage Zeit, ihre Stände herzurichten. Was die Firmen dabei leisten, beeindruckt Vorwerk jedes Jahr aufs Neue. „Wenn ich am Eröffnungs­tag über die Messe gehe, fällt mir auf, wie viel Mühe sich die Aussteller geben. Da tut es schon fast weh, zu sehen, dass am Samstagnachmittag kaum eine Stunde nach Messe-Ende schon die Hälfte der Stände abgebaut ist.“ 

Erfolgskonzept Jobmesse

2023 ging die Jobmesse Oldenburger Münsterland ins zwölfte Jahr. Auf 6.000 Quadratmetern Zeltfläche strömten an den zwei Messetagen rund 10.000 Besucherinnen und Besucher auf das Stoppelmarktgelände. Die Messe hat sich inzwischen vor allem an den Schulen fest etabliert. Rund 5.000 Schülerinnen und Schüler kommen am Freitagvormittag im Klassenverband auf die Messe – ein hochgeschätztes Publikum, nicht nur für den Organisator. „Viele Aussteller melden uns zurück, dass der Messebesuch durch die Lehrkräfte von Jahr zu Jahr besser vorbereitet ist. Die Schüler wissen, was sie wollen, und kommen mit gezielten Fragen an die Stände“, schildert Vorwerk. Und auch das Engagement der Eltern freut den Messe­organisator sehr. Viele gehen an den Nachmittagen mit ihren Kindern übers Gelände und informieren sich gemeinsam über mögliche Ausbildungsberufe für den Nachwuchs.

Dass das Format Messe absolut zukunfts­tauglich ist, bezweifelt Vorwerk nicht. Denn trotz aller technischer Möglichkeiten, die sich heute bieten, gibt es etwas, das ein Unternehmen digital nicht leisten kann: „Das Alleinstellungsmerkmal einer Messe ist und bleibt der persönliche Kontakt. Der erste Eindruck, wenn die Besucher an den Stand kommen, um sich über das Angebot der Aussteller zu informieren, ist durch keinen noch so gelungenen Webauftritt zu ersetzen.“

Um dem Fachkräftemangel auch übers Jahr entgegenzuwirken, denkt man bei Friedrich Haug übrigens über die Jobmesse Oldenburger Münsterland hinaus. „2023 haben wir im Land­kreis Cloppenburg erstmals die ‚Handwerkstage‘ organisiert. Einen Vormittag lang konnten die Handwerksbetriebe einer Gemeinde sich und ihre Ausbildungsberufe vorstellen in einer Oberschule“, erklärt Martin Vorwerk. Das Konzept der „Mini-Jobmesse“ war ein voller Erfolg, sodass 2024 bereits die nächste Veranstaltungsreihe mit sechs teilnehmenden Kommunen im Landkreis Cloppenburg geplant ist. Eingeladen werden stets nur die Handwerksbetriebe, die in der jeweiligen Gemeinde ansässig sind, um auch kleinen Unternehmen eine Plattform zu bieten – ganz ohne die Konkurrenz hiesiger Global Player.

Auch in Zukunft ein Familienbetrieb

Dass die Friedrich Haug e. K. auch künftig fest in Familienhand bleibt, ist schon heute klar. Sohn Thomas wird in einigen Jahren in die Fußstapfen seines Vaters treten. Als gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann und studierter Betriebswirt bringt er das fachliche Know-how mit, Erfahrung in der Event­organisation sammelte er zudem nicht nur im elterlichen Betrieb, sondern auch bei Filmfesten, Veranstaltungsagenturen und seit einigen Jahren als Geschäftsführer einer eigenen Full-Service-Eventagentur in Essen-Bevern. Bei Friedrich Haug arbeitet Thomas Vorwerk bereits seit einigen Jahren als Projektleiter. Wohin er das Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten führen möchte, hat der künftige Geschäftsführer bereits vor Augen. „Auch in zwanzig Jahren werden Verbrauchermessen noch ein großes Thema sein. Aussteller werden künftig vermutlich mehr auf nachhaltige Konzepte setzen, vielleicht sind Hybridmessen mit Online- und Präsenz­anteilen die Zukunft. Eines wird jedoch immer essenziell bleiben: der direkte Draht zwischen Besucher und Aussteller“, weiß Thomas Vorwerk.

Die Erfahrung aus der Corona-Zeit gibt ihm Recht. Als 2020 keine Messe in Präsenz möglich war, entschieden sich die Vorwerks, die Jobmesse Oldenburger Münsterland online stattfinden zu lassen. Eine Woche lang war sie im Internet geöffnet, über ein Chat-Tool konnten Schülerinnen und Schüler anonym Fragen an die Aussteller stellen und sich durch virtuelle Stände klicken. „Die rund 60 Aussteller fanden es gut, dass wir die digitale Messe ausprobiert haben“, berichtet Thomas Vorwerk, „aber das Feedback am Ende war eindeutig: Bei digitalen Begegnungen bleibt das Zwischenmenschliche zu sehr auf der Strecke.“

Umso größer war die Freude, als man im Folgejahr unter strengen Hygieneauflagen wieder in Präsenz zur Jobmesse Oldenburger Münsterland einladen konnte. „Der persönliche Kontakt ist und bleibt der entscheidende Faktor für den Erfolg einer Messe“, sind sich die Vorwerks sicher – und werden diesen auch weiterhin als Dreh- und Angelpunkt ihrer Arbeit beibehalten.

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