Ronald Maul: „Es ist wichtig, einen Plan B zu haben“

Veröffentlicht: 04. Juli 2022

Oldenburger Münsterland. Bei der OM-Cup-Talkrunde waren zwei ehemalige Bundesliga-Profis und ein pfeilschneller Zuhörer im Einsatz.

Den finalen Applaus der Zuhörer im Saal Otte „Zum Schwarzen Ross" hatte sich Ronald Maul redlich verdient. Weil er ein sympathischer, eloquenter Talkrunden-Gast war – und weil er ausgerechnet an seinem Hochzeitstag zum 22. OM-Cup für E-Junioren nach Neuenkirchen gekommen war. Beim Empfang der Gemeinde Neuenkirchen-Vörden am Sonntagvormittag mit knapp 130 Gästen aus Politik, Sport und Wirtschaft standen Maul (49), der seit 2017 als Geschäftsführer des SV Meppen tätig ist, und Thomas Reichenberger (47) im Mittelpunkt.

Die beiden Ex-Profis waren die Hauptdarsteller bei der Diskussionsrunde zum Thema „Profifußball – und was kommt danach?" Zusammen mit TuS-Moderator Wolfgang Maronde und Vechtas OM-Cup-Beauftragtem Ralf Böckmann, der selbst ein Jahr beim VfL Osnabrück in der 3. Liga gespielt hat, plauderten Maul und Reichenberger über die Vergangenheit und die Gegenwart. Es gab nette Anekdoten, aber auch kritische Zwischentöne. Kurzum: Die Talkrunde war unterhaltsam, mit fast 90 Minuten aber viel zu lang. Ein Großteil der Gäste brach sofort zum bunten Treiben im Sportpark auf, viele Vorrundenspiele bekamen sie aber nicht mehr zu sehen.

Maul, selbst Vater eines kleinen Fußballers im E-Jugend-Alter, schwärmte auf dem Podium vom OM-Cup („Da geht einem das Herz auf") und dachte an seine Jugendzeit in Gleistal und Jena mit einem ähnlichen Event zurück: „Das war das Rote-Erde-Turnier in Hamm." Der zweimalige A-Nationalspieler („Ein außerordentliches Erlebnis, rein sportlich aber nicht die allerbeste Reise") plauderte über seinen härtesten Gegenspieler („Hollerbach – das hat immer aua gemacht") sowie über seine Förderer Werner Biskup (in Osnabrück) und Ernst Middendorp (in Bielefeld); vor allem Letzterer habe bei der Arminia bedingungslos hinter ihm gestanden. „Man braucht Ehrgeiz, um seine Ziele zu erreichen. Aber man braucht auch das Glück, dass ein Trainer auf einen setzt. Dieser Faktor Glück – auch das ist Teil der Realität", so Maul, der dafür warb, „seine Träume zu leben".

Er selbst spielte in seiner Profi-Karriere für sechs Klubs. „Ich war aber kein Wandervogel wie Ansgar", so Maul. Gemeint war natürlich Ansgar Brinkmann und nicht Neuenkirchens Bürgermeister Ansgar Brockmann, der in Reihe eins aufmerksam zuhörte. Zum Thema Trainer sagte Maul: „Sie müssen heute vor allem Menschenfänger sein und die Gruppe führen." Mit Blick auf die Zeit nach der Karriere sagte Maul, der mit 17 eine Lehre zum Kfz-Mechaniker gemacht hat: „Ich kann jedem nur raten, sich früh Gedanken zu machen. Es ist sehr wichtig, einen Plan B zu haben. Als Profi hast du Zeit genug, etwas zu entwickeln." Er selbst habe sich rechtzeitig mit Themen wie Marketing und Management auseinandergesetzt.

Bei den Stichworten „Quälerei in der Saisonvorbereitung" und „härtester Trainer" hatte indes Reichenberger die Lacher auf seiner Seite: „Ich hab' unter Felix Magath und Ede Geyer gespielt. Muss ich mehr sagen? Und als mal ein Wechsel nach Ahlen ein Thema war, hab' ich abgelehnt: Da war Werner Lorant Trainer." Zum Thema Kopfball-Pendel als Trainingsmethode hatte Reichenberger (1,74 m) auch eine Meinung: „Da bin ich eh nicht rangekommen." Der Ex-Torjäger sprach sich gegen frühe Vereinswechsel im Kinderalter aus („Bleibt so lange wie möglich im bewährten Umfeld, die Nestwärme ist so wichtig") und warb zudem für eine gewisse Lockerheit: „Ehrgeiz ja, aber der Spaß gehört auch dazu."

Angesichts der prominenten Flügelzange auf der Bühne, die viel zu erzählen hatte, war Böckmann eher ein „sehr guter Zuhörer", wie Maronde grinsend anmerkte. Für Böckmann gab's allerdings noch ein Lob vom Ex-Kollegen Maul: „Ralf war der schnellste Stürmer, mit dem ich je zusammengespielt habe."

Die VIP-Gäste der OM-Cup-Talkrunde

  • Thomas Reichenberger: Der 47-Jährige, geboren und aufgewachsen in Bad Kreuznach, spielte von 1997 bis 2004 für Bayer Leverkusen, Cottbus und KFC Uerdingen. 2004 kam der Torjäger zum VfL Osnabrück und wurde an der Bremer Brücke heimisch (aktiv bis 2012). Er absolvierte 85 Spiele in der 1. Bundesliga, 72 in der 2. und 144 in der 3. Liga. 2014 gründete Reichenberger eine Sportagentur, die unter anderem Kinder-Fußballcamps ausrichtet.
  • Ronald Maul: Der 49-Jährige aus Jena spielte für VfL Osnabrück, Arminia Bielefeld (1995 bis 2000; u.a. 73 Spiele in der 1. Liga), Hamburger SV, Hansa Rostock (2001 bis 2006; 102 Spiele in der 1. Liga), Carl Zeiss Jena und RW Ahlen. 1999 absolvierte er zwei Länderspiele beim Fifa-Confed-Cup in Mexiko. Nach der aktiven Zeit erst Manager bei RW Ahlen, dann Aufsichtsrat und Sportlicher Leiter beim FC Gütersloh, seit Juni 2017 Geschäftsführer beim SV Meppen.