Bauernkäserei

Die Kultur des Käsens

03.05.2002

Den Schafskäse? Gibt es nicht! Wer bei Claudia Mödden von der Thülsfelder Bauernkäserei Produkte aus Schafmilch kauft, muss schon konkreter werden. Denn was als Experiment begann, ist heute zu einem stattlichen Sortiment angewachsen – auch Eis gehört dazu.

„Halbfester Schafmilch-Schnittkäse mit Ringelblumen und Rosmarin" – so heißt Claudia Möddens neue Kreation. Die Betreiberin der Thülsfelder Bauernkäserei Mechelhoff in Garrel ist ständig auf der Suche nach neuen Geschmacksrichtungen – stolze 30 Sorten hat sie aktuell im Angebot „Ich bin kreativ und probiere gerne aus. Was mir dann richtig gut schmeckt, kommt ins Sortiment." Die glänzenden Laibe mit Bockshornklee, Tomate-Basilikum oder Paprika-Pfeffer schmecken den Kunden. Neben Schafmilchprodukten stellt sie auch Rohmilchkäse aus Kuhmilch her. Aus besten Rohstoffen: Die Tiere weiden direkt neben der Käserei und bekommen nur Futter vom eigenen Hof. Zwei Mal pro Woche wird „gekäst", wie es in der Fachsprache heißt. Die frischen Laibe kommen in ein Salzbad, werden ummantelt und reifen dann bis zu zwei Jahre.

„Ich bin kreativ und probiere gerne aus. Was mir dann richtig gut schmeckt, kommt ins Sortiment."
Claudia Mödden

Nicht die komplette Auswahl gibt es ganzjährig – frische Schafmilch ist Saisonware. Los geht's im Januar, wenn die Lämmer auf die Welt kommen. Bis Oktober wird dann aus dem Vollen geschöpft. „Im Herbst produziere ich Schnittkäse auf Vorrat, aber im Winter kann es trotzdem vorkommen, dass eine Sorte ausverkauft ist", erklärt die Käsefachfrau. Joghurt und Frischkäse hingegen kann sie ganzjährig herstellen, das funktioniere auch mit eingefrorener Milch prima. Gerade Menschen, die Kuhmilch nicht gut vertragen, schätzen die Alternativen. Geschmacklich lägen sie gar nicht so weit auseinander. Beim Eis, das Mödden auf Basis von Kuh- oder Schafmilch anbietet, schmecke man den Unterschied überhaupt nicht. Ihre Lieblingssorte: Himbeer-Rharbarber-Schafmilch. So geht auf dem Wochenmarkt neben Käse auch manche Eiskugel über den Tresen.

Die Käserei hat Claudia Mödden von ihren Eltern übernommen. Die waren „aufs Schaf gekommen", als das Milchwerk Löningen eine Produktlinie mit Schafmilchprodukten ausprobieren wollte. Mechelhoffs trauten sich, schafften 20 Ostfriesische Milchschafe an und lieferten von nun an neben Kuh- auch Schafmilch an. Mit der eigenen Nachzucht wuchs die Herde. Als das Milchwerk sein „Experiment" beendete, fassten sie sich ein Herz und stiegen selbst in die Veredelung und Direktvermarktung ein. Heute hat der Hof zwei Standbeine: Schafmilchprodukte und Milchviehhaltung. „Unsere Herde zählt inzwischen 180 Schafe und 60 Kühe", freut sich Claudia Mödden. Neben ihrer Tochter helfen zwei festangestellte Kräfte auf Hof und Markständen.

Seit sechs Jahren leitet die Käsespezialistin den Betrieb, davor hat sie lange Jahre mitgearbeitet. Als gelernte Hauswirtschafterin und geprüfte Wirtschafterin war sie zuvor in der Gastronomie tätig. So fiel ihr der persönliche Umgang mit Kunden auf dem Wochenmarkt und im Hofladen leicht. Die Stammkunden schätzen ihre Produkte und Empfehlungen, nehmen auch eine längere Anfahrt in Kauf, um „ihren" Käse zu bekommen. Oder eine der vielfältigen Käseplatten, die Claudia Mödden zu Feiertagen kreiert.